Thomas Wenzel

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Thomas Wenzel - Klaustrophobische Freiheit.

Voll mit Gebeinen--Rodung in der Nasszelle-Stolpern und Beten-Kadaver waren auch mal Babys.

Es ist nie zu spät für eine Soloplatte. Nach über 35 Jahren Musikerdaseins ist es jetzt so weit,

Thomas Wenzel: Klaustrophobische Freiheit. Kein schlecht gewählter Titel für das erste Album des George Harrisons der Goldenen Zitronen.

Frei ist an dieser Platte vor allem die Art, wie Wenzel mit Musikstilen und Sounds umgeht. Wir hören verhallte ferne Klaviere, Psychoorgeln, 80er-Jahre Drum Computer und Synthesizer. Dezente Noisesprengsel, stoische Metallofone und Kofferbassdrums. Verzerrte E und furztrockene Akustikgitarren. Und Klavierminiaturen, wahlweise mit Regenatmo oder einem Trapper Beat.

Stile, die in eigenwilligen Kombinationen die Bandbreite der Projekte widerspiegeln, deren Teil Wenzel war und ist. Von COW, den Stars und den Sternen bis zu den Goldenen Zitronen und Alte Sau und all den anderen Projekten mit Jens Rachut, meist fürs Theater.

Auf gute Art klaustrophob sind die Textwelten und in gewisser Weise auch die Arrangements, die konsequent die große Geste verweigern. Oft hört man den Sänger recht intim, allein bei sich mit den von ihm eingespielten Instrumenten. In manchen Fällen unterstützt von Hanno Stick (Schlagzeug) , Peta Devlin (Gitarre, Bass) und Wieland Krämer (Bass).

Die Songs sind präzise komponiert, voller feiner, kleiner melodischer Einfälle, zusammengehalten durch einen Gesang, der sich immer in den Dienst des Songs stellt und gewissermaßen eine britische Distanz zum Inhalt wahrt. Manchmal bedient sich Wenzel auch der Pose des Storytellers z.B. bei „Der Kutscher“).

Überhaupt die Texte, sie kommen fast ausschließlich von Jens Rachut und bildeten für Wenzel in den meisten Fällen die Arbeitsgrundlage. Sie

bestehen aus den für Rachut typischen Elementen: Ängste und Unbehagen aller Art, Outsidergeschichten. Meist in surreal assoziativen Bildern erzählt, gerne garniert mit Tiermetaphern.

Geniale Textzeilen: „Verrecken ist überall gleich. Entweder füttern wir Enten oder werden stinkreich.“ (Märchenonkel).

„Mein Gehirn ist so klein, ich möchte es mal treffen und ihm einfach sagen, du enttäuscht mich jeden Tag. (Mein Gehirn).

Oder: „Wenn dem Vogel das Singen nicht mehr Spaß macht ... Selbst der Sänger ist nun stumm und die Band hat einen Bart“ (Bus fahren).

Das ist der Einzige selbst geschriebenen Text dieser Platte. Ich frage mich schon länger, warum textet der Mann eigentlich so selten?

Jens Rachut war es auch, der Wenzel überredete, diese Platte zu machen und ihn hiermit sozusagen ins Rampenlicht zerrt.

Produziert wurde die Platte von den beiden bei Brezel Göring im Rauchhaus in Berlin auf einem 8 Spur Kassettendeck, was den Songs einen interessanten, warmen, leicht fransigen Grundsound gibt. Abgemischt wurde das Album von Mense Reents, Peta Devlin und Brezel Göring, dessen Einfluss sich gelegentlich im Sound niederzuschlagen scheint (Schnelles Intro, nasses Haar mit Salz).

Ted Gaier